Melbourne

Melbourne01Auf dem Freeway nach Melbourne erleben wir unseren ersten „traffic jam“ hier in Australien, da die Strasse gesperrt ist und der ganze Verkehr auf Nebenstrassen umgeleitet wird. So müssen wir durch die Innenstadt fahren, um nach Ashburton zu gelangen, wo wir bei Isabel Boyce und ihrer Familie in ihrem hübschen Haus eingeladen sind. Wir kennen sie noch nicht persönlich, sie ist die Tochter einer Schweizer Freundin, wir haben aber schon per Mail und Telefon Kontakt miteinander gehabt. Isabel ist soben mit ihren zwei Töchtern Nina und Tara aus dem Campingurlaub zurückgekehrt und bereits wieder auf dem Sprung in die grossen Familienferien. Das hindert sie und ihren Mann Bryan aber überhaupt nicht uns ganz herzlich und easy zu empfangen. Sie haben eben gerade grosse Wäsche gemacht, Bryan ist im Garten am Aprikosen und Pfirsiche Pflücken und Isabel in der Küche am Confitüre Kochen. Wir werden spontan miteinbezogen und helfen Früchte zu vierteln und saubere Wäsche zusammenzulegen, als wären wir Teil der Familie, was wir als sehr sympathisch empfinden. Zum Nachtessen gibt es frisch gebackenes Brot (für uns ein Highlight nach vier Monaten Australien!), eine feine Ratatouille und Aprikosenwähe direkt aus dem Backofen. Nina und Tara, die zwei herzigen, aufgeweckten Töchter zeigen uns ihre Schulberichte, natürlich alle mit „excellent“ bewertet! Wir können unseren Camper in ihre Auffahrt stellen und schlafen bestens bis acht Uhr, wo wir uns zum gemeinsamen Frühstück treffen. Ganz gerührt sind wir, als sie uns „Fremden“ spontan ihr Haus während ihrer Abwesenheit zur Verfügung stellen. Aber wir sind auf dem Weg nach Belgrave, wo uns unsere Bekanntschaft aus dem Campground von Wentworth, Brent Matthews und seine Frau, erwarten.

Melbourne06Melbourne05Belgrave ist zwar ein Vorort von Melbourne, liegt aber ca. 30 km östlich in bewaldeten Hügeln. Die meisten Häuser liegen mitten im Wald, so auch das Haus von Brent und Annette. Wieder werden wir herzlich empfangen (ein Markenzeichen der Australier!) und dürfen uns im kleinen Cottage mit Küche, Bad und Schlafzimmer einrichten. Brent zeigt uns das Grundstück, das auch seine kleine Firma beherbergt, die spezielle Metallteile herstellt, ein typischer KMU- Betrieb. In grossen Behältern wied das Regenwasser gesammelt, mit dem Annette die vielen herrlichen Blumen im Garten bewässert. Sie sind aber auch an eine Sprinkleranlage angeschlossen, die im Falle eines Brandes die Gebäude mit Wasser besprüht. Gottlob sind sie bisher von einem grösseren Buschbrand verschont geblieben.

Noch am gleichen Tag machen wir uns mit der Metro auf den Weg ans Australian Open. Eine gute Stunde sind wir unterwegs in die Innenstadt, für die Tageskarte bezahlen wir lediglich 8 Dollar, was nach der überraschenden Frankenaufwertung 6 Franken entspricht.
Melbourne10Auf dem Gelände um die Rod Laver Arena herrscht reges Leben, ein dauernder Zustrom von Tennisfans, die zu Fuss oder mit dem Gratistram eintreffen, vor den Tageskassen lange Warteschlangen. Es herrscht eine erwartungsvolle und fröhliche Atmosphäre, wir werden sofort davon angesteckt. Unsere Hoffnung, ein Ticket für Roger Federers erstes Match zu ergattern, zerschlägt sich, alles ausverkauft. So kaufen wir uns ein Groundticket, mit dem wir zu allen Plätzen ausser der Rod Laver Arena und dem Margret Court Zutritt haben und betreten in unseren roten Schweizer Dächlikappen voller Spannung das Gelände. Wir merken bald, dass es trotz der Enttäuschung sehr lohnend ist. Die Spieler sind alle Weltklasse und wir können direkt neben den Plätzen quasi auf Augenhöhe zuschauen. Ruedi ist begeistert und wir bleiben bis neun Uhr abends.

Am Dienstag machen wir eine Ruhhepause in Belgrave, waschen unsere Wäsche, schreiben Tagebuch und entdecken die Umgebung. Am Abend gehen wir im Thai- Restaurant den zweiten Jahrestag unseres ersten Treffens zu feiern und finden beide, dass es sich sehr gelohnt hat den Lebensweg gemeinsam zu beschreiten :-)!

Melbourne03Für Mittwoch versucht Ruedi online Billette für den zweiten Federer-Match zu kaufen. Irgendwie gelingt es ihm nicht, wir stehen in der Hitze in der Warteschlange und irgend einmal bricht der Geduldsfaden, wir beschliessen die Stadt Melbourne zu besuchen und vertagen Tennis auf den Donnerstag. Melbourne02So geniessen wir den Botanischen Garten und den Spaziergang dem Yarra River entlang und begeben uns danach in die Innenstadt.

Am Donnerstag haben wir Plätze im Margret Court erhalten, wo wir als Höhepunkt das Match Stan Wawrinkas gegen Copil mitverfolgen können. Wir zwei Rotbemützten werden natürlich sofort als Schweizer erkannt und so nimmt man uns auch nicht übel, dass wir (speziell Ruedi) das Geschehen lautstark kommentieren. „Stan the man“, ,Come on Stan“, und laute Bravorufe kommen aus unserer Ecke. Stan hat den Support auch nötig, denn der Rumäne ist ein wahres Anschlagmonster.Melbourne04 Mit meist über 200 km/h (sein Rekord 244 km/h) schmettert er die Bälle über`s Netz und lässt seinem Gegner kaum eine Chance sie überhaupt zurückzuschlagen. Melbourne09Ich bin zum ersten Mal bei einem solchen Turnier dabei und merke, wie ich zusehends nervöser werde. Vor lauter Aufregung wird mir fast schlecht und ich muss mich eine Viertelstunde draussen erholen! Gottlob erweist sich Stan als der routiniertere und auch bessere Spieler und gewinnt in drei Sätzen. Ein hart erkämpfter Sieg. Ich bin danach nudelfertig, als hätte ich selber gespielt…

Melbourne07Die nächsten drei Abende verbringen wir mit unseren Gastgebern. Zuerst lädt uns Brent zu einem Barbeque ein, während Annette ihren Filmabend mit den Freundinnen geniesst. Wir reden über Gott und die Welt, entdecken viele Übereinstimmungen und zuletzt liest uns Brent seine Gedichte vor, die uns sehr beeindrucken.Melbourne08 Am nächsten Abend laden wir sie in ein hübsches Restaurant im Ort ein, und am letzten verwöhnt uns Annie mit feinem Salaten und kaltem Huhn.
Als wir uns am Samstag Morgen von ihnen verabschieden, haben wir das Gefühl, gute Freunde zu verlassen, mit denen wir unbedingt in Kontakt bleiben wollen.