Canberra und Küste

Canberra01Wir haben geplant der Küste entlang nach Sydney zu fahren, um endlich wieder einmal das Meer geniessen zu können. Leider ist der Wetterbericht nicht sehr vielversprechend, nach der kurzen Hitzephase in Melbourne folgt bereits wieder das nächste Tief. In Lakes Entrance, einem sehr belebten Touristenort, bleiben wir über Nacht auf einem Caravanpark, den wir am liebsten gleich wieder verlassen würden, so ungastlich ist er, aber es sind immer noch Schulferien und die freien Plätze sind rar.

Canberra02Am nächsten Morgen strahlendes Wetter, aber noch beim Frühstück überzieht sich der Himmel und im Laufe des Vormittages fängt es sogar an zu regnen. Wir befinden uns im Gippsland, einer landschaftlich sehr reizvollen Gegend mit Lagunen und Seen, die, abgetrennt durch hohe Dünen, nur durch eine schmale Öffnung mit dem Meer, der Tasman- See, verbunden ist. Wir trotzen den Regentropfen und dem Wind und laufen einige Pfade dem Snowy River und dem Ufer entlang.

In Cann River, einem winzig kleinen Ort, erfahren wir, dass der Australian Day am nächsten Tag mit einem gemeinsamen Fest gefeiert wird. Alle sind herzlich zum Gratis-Frühstück eingeladen. Canberra06Und so essen wir am 26. Januar mit den Einwohnern Toast mit Spiegelei und Speck, folgen einer pathetischen Ansprache und machen beim Stiefel Werfen und anderen Spielen mit. Der Wettergott meint es gut mit uns, die Sonne scheint, aber es ist kühl. Als die ersten Regentropfen fallen, haben wir uns entschlossen, die Küste (nicht zum ersten Mal!) zu verlassen und nehmen Kurs auf Canberra, die Hauptstadt Australiens.

Ruedi hat bereits vor 24 Jahren den australischen „1. August“ in Canberra erlebt, damals bei grosser Hitze, wir halten trotz Jacken nicht einmal bis zum Feuerwerk um neun Uhr durch, dermassen kühl ist der Wind. Nicht zum ersten Mal staunen wir, wie viele Aussies ungerührt in T- Shirts und leichten Sommerkleidchen auf der Wiese am See sitzen und schämen uns fast ein bisschen, dass wir aus der vergleichsweise kühlen Schweiz derartige Weicheier sind!
Canberra05Zwei Tage bleiben wir in der städteplanerisch sehr interessanten Stadt. Der australische Staat ist zwar schon 1901 proklamiert worden. Da sich Sydney und Melbourne die Würde der Bundeshauptstadt nicht gönnten, wurde die Retortenstadt Canberra gegründet als Produkt eines Architekturwettbewerbs. Die Stadt wirkt perfekt, aber Kritiker bemängeln, dass ihr das urbane Leben fehlt. Uns gefallen vor allem die Parks am künstlichen Lake Burley Griffin und die vielen repräsentativen Gebäude. Bevor wir uns ins Sightseeing stürzen, gehen wir aber bei einem Reisebüro vorbei und buchen „Ferien in den Ferien“, nämlich eine Reise ins Great Barrier Reef!

Canberra04Als erstes besuchen wir das National Museum of Australia, welches in einem grossartig gestalteten Gebäude eine ausgezeichnete Ausstellung über die Geschichte Australiens beherbergt. Danach begeben wir uns auf den Hügel auf der gegenüberliegenden Seeseite, wo das New Parliament House thront, setzen uns in den beiden Sälen des Senats und des Repräsentantenhauses in einen Sessel und geniessen die Atmosphäre des 1988 von der Queen eröffneten Gebäudes, das in der Form zweier Bumerangs gestaltet ist und sehr repräsentativ ist.
Noch fast besser gefällt mir das Old Parliament House, das wir am nächsten Tag besichtigen und wo uns ein eifriger junger Mann eine Privatführung gewährt. Es liegt mitten in einem Rosengarten und atmet den Charme kolonialer Zeiten. Hier tagte über 60 Jahre das australische Parlament. Danach spazieren wir am Seeufer entlang zum High Court und zur National Gallery of Australia, die eine eindrückliche Sammlung in- und ausländischer Künstler präsentiert.

Canberra03Wir verlassen Canberra Richtung Blue Mountians, beschliessen aber den Küstenabschnitt südlich von Sydney zu besuchen. So fahren wir durch die Southern Highlands Richtung Osten, besuchen den Morton National Park mit den 120 m in die Tiefe stürzenden Fitzroy Falls, fahren durch das Kangaroo Valley und haben hier das erste mal heimatliche Gefühle. Mit seinen saftig grünen Wiesen und den weidenden Kühen könnte es ohne weiteres in den Alpen liegen!

Canberra08Canberra07Im gemütlichen Urlauberstädtchen Kiama bleiben wir zwei Tage in einem Caravanpark, der in einer malerischen Bucht direkt am Strand liegt. Da irgendwo weit draussen wohl ein Sturm gewütet hat, ist das Meer sehr aufgewühlt und riesige Brecher donnern an die Felsen und Strände. Wir sind absolut fasziniert von diesem Naturschauspiel. Zudem ist die Attraktion Kiamas das sogenannte Blowhole. Durch von der Meereserosion geschaffene Röhren presst die Flut das Wasser mit so starkem Druck nach oben, dass es wie bei einem Geysir bis zu 60 m in die Luft geschleudert wird. Dazu ertönt ein unheimlich donnerndes Geräusch! Wir können uns kaum sattsehen an den bis vier Metern hohen Wellen und wandern immer wieder der Küste entlang,Canberra09 Ruedi dreht eine Filmsequenz nach der andern. Am zweiten Tag getraut er sich an unserem Strand, der nicht ganz so stark dem Wind ausgesetzt ist, ins Wasser und und wird von den sich überschlagenden Wellen recht durchgeschüttelt, ich bleibe schön brav am Strand!