Grampians and Goldfields

Grampions03Obwohl der Wetterbericht eine empfindliche Abkühlung und Regen ankündigt, fahren wir Richtung Süden in den Grampians National Park, ein Gebirgsmassiv aus rotem Sandstein und Quarzit, das bis zu 1167m aus der Ebene aufragt. Von Horsham, wo wir eine Nacht verbringen, nähern wir uns dem Nationalpark, die höheren Berge liegen in den Wolken, es ist grau und trüb. Trotzdem steuern wir die angekündigten Highlights an. An der Stelle, wo in unserem Führer ein eindrückliches Foto mit Ausblick für Schwindelfreie zu sehen ist, schauen wir in eine unergründliche Nebelsuppe. Unbeirrt spazieren wir zum Mackenzie Waterfall, ab und zu zwingt uns eine Schauer die Kapuzen überzustreifen. In Halls Gap, dem Hauptort des Parks, checken wir in einem Campground ein und verkriechen uns in unseren Camper.

Grampions12Der nächste Tag beginnt zwar noch stark bewölkt, wir wollen aber gleichwohl eine Bergtour wagen. Zuerst wechseln wir in den Caravan Park neben dem Ortszentrum und sind angenehm überrascht, nicht so viele Gäste, einiges günstiger und von Känguruhs und prächtigen Papageien bewohnt. Die Kängus sind halbzahm, weiden gemütlich neben uns und hüpfen wie selbverständlich durch die Anlage. Natürlich hinterlassen auch sie ihre „Bölleli“, aber es ist nicht so unangenehm, wie wir es auf einem andern Platz erlebt haben. Die anschliessende Bergtour erweist sich als Alpen-würdig, mit Kletterei auf den Gipfel, und das Wetter verbessert sich von Stunde zu Stunde.

Grampions01Grampions02Der Höhepunkt ist dann am nächsten Tag bei Prachtswetter die Wanderung zum Pinnacle, eine exponierte Felsnadel mit Tiefblick, alles in allem eine viereinhalbstündige Rundtour. Auf dem Abstieg durchqueren wir den Grand Canyon, der zwar viel kleiner ist als sein amerikanischer Namensvetter, uns aber dennoch sehr beeindruckt. Durch den Stony Creek hinunter, der sich in der Hitze endlos zu dehnen scheint, erreichen wir die Venus Baths, natürliche Felsenpools, die zum Baden einladen, aber die Badehose haben wir leider nicht eingepackt! Ziemlich groggy erreichen wir den Campingplatz und schenken uns als Belohnung einen Besuch im Restaurant mit knuspriger Pizza und einer Flasche Wein!
Grampions04Auch am folgenden Tag unternehmen wir eine Wanderung, diesmal in den südlichen Grampians, die aber nicht an die Schönheit der Pinnacle Tour heranreicht, dafür in der steigenden Hitze äusserst schweisstreibend ist.

Geplant ist schon lange, dass wir von den Grampians hinunter an die Great Ocean Road fahren. Zwei Umstände bewegen uns den Plan zu ändern. Erstens sind wir mitten in den Schulferien und ganz Australien zieht es an die Küste. Von Nachbarn auf dem Campground erfahren wir, dass sie vergebens Plätze auf mehreren Campgrounds zu reservieren versucht haben, ohne Erfolg, alles ausgebucht. Der zweite Grund betrifft das Wetter. Ganz Victoria klagt über den schlechtesten Sommer seit langem (kommt uns sehr bekannt vor…) und die Temperaturen an der Südküste bewegen sich mit wenigen Ausnahmen um die 17 -20 Grad. Wenn man weiss, dass das Meer hier sehr kalt ist (direkt gegenüber liegt bekanntlich nur noch die Antarktis!), ist das nicht gerade eine ideale Voraussetzung für Strandurlaub! Wir beide kennen die Great Ocean Road von früheren Aufenthalten in Australien und so beschliessen wir die sog. Goldfields zu besuchen und nochmals an unseren geliebten Murray zu fahren.

Die Goldfields
In der Nacht fogt der Wetterumsturz, es leert wie aus Kübeln auf unser Auto. Der Luftabzug, logischerweise am höchsten Punkt an der Decke und, dummerweise genau über unserem Bett, hat sich schon bei früheren Regenfällen als undicht erwiesen und alle Klebversuche Ruedis haben nichts gefruchtet. So hängen wir einen Plastiksack darunter, der am nächsten Morgen gefährlich gefüllt ist, aber immerhin ist er nicht runtergefallen. Am Morgen prasselt der Regen weiter auf das Autodach. Ruedi rennt in der Badehose herum, ich hüpfe mit Schirm über Pfützen und reissende Bächlein zur Duschanlage hinunter. Wieder ist die ganze Landschaft grau und nebelverhangen, wie ein verregneter Sommertag bei uns in den Alpen…

Grampions07Und so sind wir wieder mal unterwegs Richtung Norden, wo das Wetter meist wärmer und ausgeglichener ist. Ziel sind die Goldfields. Noch vor den Goldfunden in Western Australia (Kalgoorlie etc.) hat man hier bereits um 1850 herum Gold gefunden, was zu einem richtigen Goldrausch und der Gründung von bedeutenden Städten wie Ballarat und Bendigo, aber auch kleineren Siedlungen geführt hat, die heute noch sehr schöne viktorianische Strassenzüge vorzeigen können.
Grampions11In Bendigo machen wir den ersten Halt. Die Stadt beeindruckt uns mit ihrer Ansammlung viktorianischer Architektur und wunderschönen Parks. Das Wetter hat sich beruhigt und wir schlendern durch die Strassen und bewundern die vielen Zeugen der Vergangenheit. Diese Vergangenheit umfasst hier, wie überall in Australien, nur einen Zeitraum von etwa 200 Jahren, die Aboriginekultur ausgenommen.
Grampions10In der Central Deborah Goldmine nehmen wir an einer Führung in den Schächten 61m unter der Erdoberfläche teil, die uns in den harten Alltag der Miner einführt, die untersten Schächte liegen in einer Tiefe von 1200m! Bis zu ihrer Schliessung 1954 hat die Mine 700 Tonnen Gold gefördert, was auf Grund des heutigen Goldpreises einem Wert von ca. 28 Milliarden Franken entspricht! Mit dem alten Bendigo Tram machen wir eine Fahrt durch die Stadt und hören uns die spannenden Geschichten aus der Goldrauschzeit an.

Grampions05Nächste Station ist Echuca am Murray River, wir hoffen natürlich wieder auf Hitze und Schwimmen. Aber das schlechte Wetter im Süden zeigt seine Wirkung bis in diese Gegend. Es ist zwar sonnig, aber relativ kühl und windig. Zudem lädt der Fluss hier nicht zum Bade, das Ufer ist steil und lehmig. Brent Matthews schreibt uns zudem, dass zuviele Baumstämme und Äste verborgen im Wasser lägen und sich dahinter gefährliche Wirbel bilden würden.
Wenn man das geruhsame Städtchen heute betrachtet, kann man kaum glauben, dass es in der Goldrauschzeit der grösste Binnenhafen Australiens war. Hier wurden jährlich bis zu 100`000 Ballen Wolle verladen und etwa 80 Kneipen standen am Ufer.Grampions06 Zeuge der glorreichen Vergangenheit ist der historische Hafen, an dessen Pier die alten Schaufelraddampfer liegen. Vier von ihnen sind im täglichen Einsatz und führen die vielen Tagestouristen auf längere und kürzere Ausflüge. Den ganzen Morgen sind wir im Hafen unterwegs, der in vielen restaurierten Gebäuden die Geschichte der Murray- Flussfahrt aufleben lässt.

Am 19. Januar fängt in Melbourne das Australian Open an, ein Datum, das Ruedi seit unserem Start in Gold eingerahmt über dem Bett hängen hat :-).Grampions08 So fahren wir zwei Tage vorher nach Ballarat, der zweiten grossen Goldgräberstadt Victorias. Bei prächtigstem Wetter streifen wir mehrere Stunden durch Sovereign Hill, einer originalgetreuen Nachbildung der ehemaligen Goldgräbersiedlung. Grampions09Soldaten, Miners, elegante Damen, Bettler, Musiker in der Kleidung von 1850 spazieren durch Gassen, in der Schule erhalten wir eine Lektion in Schreiben mit alten Füllfedern, in einer lärmenden Werkstatt wird uns demonstriert, wie die Räder der Kutschen hergestellt wurden, Ruedi versucht vergebens, ein paar Gramm Gold aus dem Kies zu waschen. Am nächsten Morgen besichtigen wir die Innenstadt, die noch eindrücklicher ist als diejenige von Bendigo, bevor wir am frühen Nachmittag Richtung Melbourne aufbrechen.