Eyre Halbinsel

Eyre HalbinselWie ein Dreieck hängt die Eyre Peninsula am letzten Drittel der Nullarbor, landschaftlich nicht sehr verschieden, aber da sie bewässert wird, ist das Land kultiviert, das heisst hier in dieser trockenen Gegend beherrschen riesige Kornfelder das Bild. Alles ist gelb, von den meist schon abgeernteten Feldern bis hinauf auf die Hügel, die mit trockenem Gras bewachsen sind. 40% des australischen Weizens stammen von dieser Halbinsel, in jedem noch so kleinen Ort stehen riesige Silos. Ein Grossteil des Weizens wird in Port Lincoln an der Südspitze auf Schiffe verladen, die wieder hauptsächlich für den asiatischen Raum bestimmt sind.
Auch hier werden riesige Farmen bewirtschaftet. Von einem Farmer hören wir, dass er per Helikopter seine Weizenfelder besucht um Proben zu nehmen und bei der Ernte 90 Mähdrescher im Einsatz hat!

Eyre HalbinselWir fahren von Ceduna aus die Westküste hinunter; in Streaky Bay bleiben wir in einem Campground am Strand hängen; herrlich, vom Camper aus direkt ins Meer zu steigen. Etwa 21 Pelikane schwimmen in Ufernähe. Wir merken bald warum. Am Fischreinigungstisch (es gibt hier überall solche, denn die Australier sind ein Volk der Fischer) hat sich ein Mann eingefunden, der seine Fang reinigt und schneidet; im Nu stehen eine Gruppe Pelikane und einige Möven erwartungsvoll um ihn herum. Füttern darf er sie mit den Abfällen laut Gesetz nicht, aber am Schluss darf Ruedi einem Glücklichen einen ganzen Fisch zuwerfen.

Coffin BayUnser nächster Aufenthalt ist in Coffin Bay, wo es laut Foto im Führer wunderschöne weisse Dünen geben soll. Leider stellt sich heraus, dass diese im Nationalpark liegen und nur zu Fuss nach einer ca. 7-stündigem Wanderung oder per Boot erreichbar sind, für uns nicht zu machen. Also bleiben wir in der Bucht, die aber sehr shallow (flach) ist und wir eher waten statt schwimmen!
Unser Campingplatz sieht auf den ersten Blick sehr naturnah aus, was sich in Kürze mehr als bestätigt. Hier campieren nicht nur Menschen, sondern auch Känguruhs und vor allem Vögel. Coffin BayWir finden die Kängus ja herzig, aber dass der ganze Platz voller „Schissbölleli“ ist geht uns zu weit. Ruedi holt einen Besen um wenigstens die Fläche, wo Tisch und Stühle stehen zu reinigen. Über uns in den Bäumen toben weissgelbe Papageien herum und vollführen einen Höllenkrach. Ich liebe die australische Vogelwelt, bin fasziniert von ihrer Vielfalt, aber als sich auf unserem Auto Klecker an Klecker reiht, und als garstiger Höhepunkt bei Beginn unseres Nachtessens eine wahre Schütte auf mich, auf Ruedis Teller und in die Salatschüssel platscht, wird es uns zu bunt. Eyre4Wir packen die gottlob unbekleckerte Hauptspeise und unser Geschirr zusammen und verziehen uns an ein Plätzchen in sicherem Abstand von den Bäumen. Hinter uns krächzen und schreien die Papageien und es kommt uns vor, als würden sie sich über uns lustig machen… Erst bei unserem Abendspaziergang entdecken wir ein hübsches Restaurant, gut besetzt mit Firmenangehörigen beim Weihnachtsessen, und sehen zu spät, dass man hier die in der Bucht gezüchteten Austern recht günstig essen kann, auf unser Vogelkackeznacht hätten wir noch so gerne verzichtet!

Eyre5Port Lincoln als nächste Station gefällt uns auf Anhieb und auch der Caravan Park mit prachtvoller Aussicht auf Meer und Halbinsel macht einen guten Eindruck, statt Känguruhs hoppeln hier wilde Kaninchen herum, deren „Böllelis“ kleiner und nicht sehr zahlreich sind. Ein ca. 4km langer malerischer Trail führt dem Ufer entlang und durch den Hafen ins Stadtzentrum. Ruedi möchte mir als Geburtstagsgeschenk eine Tour mit dem Schiff auf eine vorgelagerte Insel schenken, wo man mit der dort lebenden Robbenkolonie schwimmen und schnorcheln kann. GeburtstagLeider macht uns wieder mal der starke Wind einen Strich durch die Rechnung, die Tour wird abgesagt. Zum Trost gehen wir ins beste Restaurants der kleinen Stadt und schlagen uns die Bäuche mit einer fantastischen Fisch- und Meerestierplatte voll, die sogar noch für das Abendessen am folgenden Tag reicht!

Der Ostküste entlang machen wir uns auf den Weg nach Port Augusta, wo der Eyre Highway von der Nullarbor und der Stuart Highway Richtung Alice Springs zusammentreffen. Höhepunkt ist hier das Wadlata Outback interpretive Center, eine Ausstellung, die uns einen hervorragenden Einblick in die Ureinwohner- und Kolonialgeschichte bietet.

Auf dem Weg nach Adelaide
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Durch die Flinders Ranges, einer Bergkette, die sich von Adelaide Richtung Norden erstreckt, fahren wir in das nächste Weinanbaugebiet, das Clare Valley. Doch zuvor bleiben wir in den Bergen, in Melrose, und besteigen den Mount Remarkable im gleichnamigen Nationalpark. „Besteigen“ ist etwas zu grossspurig ausgedrückt. Eyre8Die Bergtour erweist sich als Wanderung auf eine vorwiegend bewaldete Erhebung, immerhin 975m hoch, die Hitze bewirkt, dass es doch eine schweisstreibende viereinhalstündige Tour ergibt. Unterhalb des Gipfels sehen wir die Trümmer eines Flugzeugs, das 1980 in die Bergflanke gerast ist. Der Ort hat zu Pionierszeiten eine gewisse Bedeutung gehabt, wie man im ausgezeichneten Freilichtmuseum sehen und lesen kann. Heute ist es ein verschlafenes Nest mit ca. 400 Einwohnern, das nicht einmal mehr einen Einkaufsladen besitzt. Beim Abendspaziergang entdecken wir weidende Känguruhs und eine riesige Kolonie Papageien, die anscheinend ihre Abendversammlung am Waldrand abhalten!

Im Clare Valley machen wir in Auburn Halt und mieten für den folgenden Tag Velos. Es sind 35 Grad angesagt und wir fahren schon vor acht Uhr los. Die Velotour erweist sich als Grenzerfahrung für uns, speziell für mich. Wir sind erfahrene Radler und glauben die 40km ohne Probleme in den 3h, die uns zur Verfügung stehen zu meistern. Doch auf der Rückfahrt hat sich der Wind von Süden nach Norden gedreht und bläst uns mit derartiger Wucht entgegen und dies bei 35 Grad und ohne Schatten, dass wir das Gefühl haben an Ort zu treten, zudem ist unser Wasservorrat aufgebraucht. VelotourIch bin durch eine Magenverstimmung etwas geschwächt, zudem hat es mich auf der Hinfahrt voll in den Schotter gehauen, weil ich zu schnell durch ein enges Tor gefahren und mit dem Lenker eingehängt bin. Obwohl ich in Ruedis Windschatten fahre, merke ich, wie mich nach und nach die Kräfte verlassen. 3km vor dem Ziel ist mir speiübel und ich glaube ohnmächtig zu werden. So kämpft sich Ruedi alleine durch die letzten Kilometer, während ich halb im Delirium am Boden liege und holt mich mit dem Camper ab. Als er mit der vollen Wasserflasche aus dem Auto steigt, kann ich gottlob wieder scherzen und begrüsse ihn mit „Hallo Barry“! Eine Stunde später hat sich der Wind beruhigt und bläst gemeinerweise wieder wie hier üblich aus Richtung Süden!