Durch den Südwesten

AlbanyUrsprünglich hatten wir im Sinn, südlich von Perth einige Zeit zu verbringen. Nebst vielen attraktiven Ortschaften und Stränden gibt es hier eine grosse Anzahl Nationalparks. Anfänglich macht das Wetter auch mit. Wir halten in Busselton, einem der bekanntesten Ferienorte der Westküste mit einem denkmalgeschützten Jetty (Schiffsanlegesteg) von fast 2 km Länge. Unser vorgesehener Holiday Park ist mit „Leavers“ gefüllt, High School- Absolventen, die nach der 12. Klasse die Schule verlassen und dies nun vier Tage (feuchtfröhlich, wie wir in der Nacht hören) feiern.

Fliegen überallAm nächsten Morgen ist der Himmel grau in grau, wir fahren doch Richtung Cape Naturaliste, wo wir einen Trail wandern und mit etwas Glück Wale beobachten möchten. Von Walen keine Spur, doch verfolgen uns hier Schwärme von Fliegen, da hilft auch starkes Wedeln nicht mehr. In diesem Land siehst du die Menschen immer winken. Ach, wie freundlich sind diese Australier, denkst du – bist du selber winkst und merkst, wozu es dient!

Südwest9Nun wären eigentlich einige Buchten auf unserem Programm, aber unterdessen fällt starker Regen und wir beschliessen, direkt nach Margret River zu fahren, dem Nobelort des Südwestens, bekannt durch seine vielen Weingüter. Aber bei dem Wetter sieht es auch hier nicht einladend aus und der Campingplatz in seiner Trostlosigkeit bewirkt bei mir zum ersten Mal den Verleider. Bis anhin haben wir immer draussen gegessen und das Auto nur zum Fahren und Schlafen benutzt. Ruedi gelingt es mit viel Geduld, mich aus dem Tief herauszuloten und wir bauen unseren Camper in wenigen Minuten um, damit wir Tisch und Sitzbänke haben. Nach einem feinen Znacht, gemütlich im Innern geniessend, dem Prasseln des Regens zuhörend, ist meine Psyche wieder einigermassen intakt. Am nächsten Morgen wechseln wir den Platz, wo dann auch ich mehr als zufrieden bin.

Das Wetter geht aber weiter in diesem Stil, Gewitter und kühl. Am Morgen lassen wir uns beide die Haare schneiden, am Nachmittag besuchen wir bei Sonne die Prevelly Beach mit dem Surfer`s Point, Westaustraliens Surfermekka, und können tatsächlich einigen Könnern zuschauen!

Tingle treeWeiter geht`s nach Süden, wieder bei schlechtem Wetter, was uns veranlasst, bis Augusta zu fahren, wo es nicht mehr regnet und am nächsten Tag sogar die Sonne scheint. Wunderbar, denke ich, nichts wie los nach Pemberton und in die beeindruckenden Tingle Tree Wälder, die bei Sonnenschein wesentlich freundlicher wirken. Doch zuvor haben wir noch, wie Ruedi es ausdrückt, eine Begegnung der dritten Art: Ich stoppe mitten in Pemberton direkt vor den alten Tramway- Geleisen um in der Bakery gegenüber Kuchen zum Kaffee zu kaufen. „Warum hältst du ausgerechnet hier“, reklamiert Ruedi. „Um dir das historische Bähnchen zu zeigen!“ Dieses biegt nämlich gerade um die Kurve. Als ich zurückkomme, steht Ruedi ganz perplex auf der Strasse:mit Maya und Kurt „Du glaubst es nicht, ich stehe an der Schranke und aus dem Zug winkt mir Kurt, ein ehemaliger Arbeitskollege der CS, zu; so ein Zufall!“ Was heisst da Zufall, das war meine Vorsehung! Wir beschliessen, nach unserem Rundgang im Gloucester National Park die Rückkehr des Zuges abzuwarten. Und so treffen wir Maya und Kurt Müller aus Eschenz, unsere sympathischen Reisekollegen für die nächsten drei Tage. Wir treffen uns zu einem fröhlichen Abendessen in einem philippinischen Restaurant in Walpole.

Anderntags sieht der Himmel noch einigermassen passabel aus und ich hoffe, den Tree Top Walk im Walpole Nornalup National Park im Gegensatz zu vor sechs Jahren bei trockenem Wetter Tree Topzu machen. Tree top Die Tingle Trees im Valley of the Giants sind Eukalypten, Überbleibsel aus der Vorzeit (65 Millionen Jahre) und neben den Redwoods in Kalifornien die höchsten Bäume der Welt, 80m und mehr. Sie wachsen nur an diesem Ort und konnten dank der häufigen Niederschläge überleben; viele sind mehrere hundert Jahre alt. Nicht wenige sind durch Blitzschlag oder Waldbrände innen komplett hohl und leben trotzdem weiter! Wir sind sehr beeindruckt von den Riesen und können den Walk auf 40m Höhe ohne Regen geniesssen. Kaum sind wir unten, fängt es aber an und die folgenden Stationen, Green`s Pool (wäre ein Traum zum Schwimmen…) und Elephant Rocks (riesige Felsbrocken in Elefantenform) nehmen wir zusammen mit Müllers nur durch Regen- und Nebelschleier war, tropfnass kämpfen wir uns gegen die Sturmböen, die unsere Regenschirme zu zerfetzen drohen.

Wir bleiben in Denmark, einem sonst hübschen Ort, auf einem Zeltplatz, dessen schöne Lage wir nicht ausnützen können, während Müllers nach Albany vorfahren, einer grösseren Stadt in einer wunderschönen Bucht mit natürlichem Hafen.

KoalaWir folgen am nächsten Tag. Und, siehe da, am Nachmittag hellt sich der Himmel auf und wir besuchen gemeinsam das Kriegerdenkmal auf dem Mount Clarence, das an den ersten Weltkrieg (Gallipoli) erinnert und fahren auf die Landspitze hinaus, wo wir unter anderem einen Wildlife Park besuchen. Abends wieder ein gemütliches Znacht zum Abschied, diesmal beim Italiener, der zur Pizza nur Softdrinks anbietet, weil es kein lizenziertes Restaurant ist. Alkohol darf man aber mitbringen und so holt Ruedi Bier und Rotwein aus unserem Camper!

Ein sonniger (aber nicht sehr warmer) Tag ist uns vergönnt in Albany, dann ist wieder schlechtes Wetter angesagt und wir fahren 500 km „in einem Schnutz“ weiter nach Esperance, dem Eldorado der weissen Strände und türkisfarbenen Buchten, seit langem freuen wir uns auf sie!

EsperanceLeider hat der Wettergott kein Einsehen, es ist kühl, regnerisch, windig, angesagt auch für die nächsten Tage . Kurzentschlossen verlassen wir den ungastlichen Ort und fahren 300 km ins Landesinnere, ins Outback, Richtung Kalgoorlie- Boulder, der berühmten Goldgräberstadt!