Von Kununurra nach Derby und Broome

Broome1Ca. 70km vom Lake Argyle entfernt befindet sich die 6000-Seelen-Stadt Kununurra, am gleichnamigen See gelegen und ebenfalls heiss, heiss, heiss! Ruedi „jagt`s den Nuggi raus“ und er geht in drei Läden auf die Suche nach einem Ventilator, Preise zwischen 30 und 120 Dollar. Im 3. Geschäft bieten sie gleich beim Eingang einen für 12 Dollar an, Aktion, ein Mordsbrummer mit einem Gebläse wie ein Mähdrescher. Egal, mein Schatz ist vom Preis-Leistungsverhältnis (oder ist es die hitzebedingte Beeinträchtigung des Vestandes?) dermassen verblendet, dass er ihn kauft.

Im Camper merkt er dann, dass das Teil nirgendwo zu platzieren ist. Also los zum Campingwart und Eisensäge holen, kürzen und montieren, ohne Schutzschild, da zu gross. Während der Kerl fröhlich brummt, versuche ich mit abenteuerlichen Verrenkungen eine Schublade zu öffnen und schon haut mir das gemeine Propellerchen zwei Schnitte in den Arm.
Da „dummerweise“ am Abend ein fast schon erfrischender Wind weht, ist es Ruedi nicht vergönnt seine Neuanschaffung in Betrieb zu nehmen. Doch mitten in der Nacht wähne ich mich plötzlich in der Nähe des in Wirklichkeit weit ausserhalb liegenden Flugplatzes, auf dem soeben eine Ju 52 startet. Nicht gerade freundliche Worte meinerseits veranlassen Ruedi sein Monster sofort abzustellen!
Meine Reaktion auf die 43 Grad ist nicht minder seltsam. Alle meine Gedanken kreisen nur noch um „trinken“, mit offenen Augen träume ich von eisgekühlten perlenden Mineralwasserflaschen umgeben in einem Pool zu sitzen und, eben, zu trinken, trinken. Und es MUSS Sparkling Water sein, nicht das langweilige, fade stille Wasser; also los in den Supermarkt! „Jetz grad, sösch git`s mer öppis! Nei, die do, di gküelte!“, nerve ich Ruedi. Innerhalb kürzester Zeit leere ich zwei 1.25l- Flaschen. Der Brand hält auch noch am nächsten Tag an.

Doch nun sind wir „on the road again“, in zwei Tagen fahren wir ca. 900 km durch die Einöde, die eben gar nicht so öde ist (siehe road movie!). Flache karge Flächen mit trockenen Bäumen und vielen Termitenbauten wechseln sich ab mit unterschiedlichsten Felsformationen, Flussläufen und vielen Creeks , die in der Regenzeit Wasser führen. Beeindruckend sind die Farben, variierend von hell- zu dunkelgelb, verschiedenste Grüntöne, braun, ocker, rot, und darüber der blaue Himmel. Die Strasse ist meist schnurgerade, verliert sich im Horizont. Einige Male erleben wir, dass sich neben der Fahrbahn eine Windhose entwickelt, die mehrere Meter hoch Blätter und Staub in die Luft wirbelt und unsern Bus gewaltig durchschüttelt, beängstigend.

BorelsÜbernachtung in Hall`s Creek, ein trostloses Nest mit ebensolchem, aber sauberem Campground, wo wir Silvia und Bob Borel aus Uetendorf bei Thun kennenlernen, mit denen wir in den nächsten Tagen gemeinsam unterwegs sind und viele unterhaltsame Stunden verbringen. Während wir noch beim Nachtessen sind, brauen sich die Wolken zusammen und ein heftiger Regen ergiesst sich über uns. So schnell, wie er angefangen hat, ist er auch schon wieder vorüber und alles ist in wenigen Minuten wieder trocken.

Nächster Halt Derby, einer kleine Stadt am Meer, wo der grösste Tidenhub Australiens (über 11m) stattfindet. Auch hier ist kein Baden möglich. Welch ein Frust, am Meer zu wohnen und nicht darin schwimmen können!
Mit Borels zusammen essen wir gemütlich Znacht auf unseren wackligen Campingtischchen mit feinem Rotwein und Glace zum Dessert.

BroomeZiel aber ist Broome, nochmals 220 km weiter, ein angenehmer, weitläufiger Ort mit herrlichem Strand.Wir nisten uns für drei Tage in einem schönen Campingplatz ein, machen Strandspaziergänge, gönnen uns ein erlesenes Nachtessen in einem bekannten Restaurant und gehen auf Einkaufstour.Broome

Und dabei entdeckt Ruedi einen würdigen Ersatz für seinen „Brummer“, ein handliches Tischmodell mit drei Geschwindigkeiten für 29 Dollar, das aber noch den Kauf eines Verlängerungskabels nach sich zieht. Nun hätten wir also zwei Ventilatoren, ein portables WC, einen Sonnenschirm, ein Verlängerungskabel… gespannt, was noch alles folgen wird.
Broome5Bevor wir heimfliegen, machen wir eine Auktion! Nach längeren Beratungen mit Bob und Silvia landet der grosse Brummer schliesslich, mit einem Schild „For Free“ versehen in einer Ecke der Laundry; was für ein bitteres Ende!

Und nun folgt mein Gegenschlag: In Broome kaufe ich mir einen farbenfrohen Bikini sowie eine schicke Hose mit passendem Oberteil! Ruedi trägt`s mit Fassung.

Video: On the Road to Broome, mit dem Song „Proud Mary“ [Credence Clearwater Revival] (3:15 Min.)