Omarama, Geraldine, Christchurch

Omarama, Campground

Nach Wanaka hatten wir auf Anraten Gregs geplant, im Central Otago von Alexandra aus eine Biketour zu unternehmen. Der schlechte Wetterbericht hielt uns davor ab, aber diesmal hat er nicht Recht. Das Wetter ist gut, die Sonne strahlt vom Himmel, aber wir müssen los Richtung Christchurch, wo unser Flug nach Melbourne am Sonntag startet. So fahren wir Richtung Norden. In Omarama finden wir bei einer Motelanlage einen netten Campground, klein, gepflegt, mit einer hübschen Lounge und sauberen Küche. Wir sind praktisch Alleinbenützer.

Omarama, Segelflugplatz

Omarama ist die Segelflug-Hochburg Neuseelands und wir fahren zum kleinen Flugplatz. Viel ist nicht los unter der Woche, aber wir können doch dem Start zweier Flugzeuge zuschauen. Ein Flug kostet 384 Dollar, was mir etwas zuviel ist und ich lasse es bleiben. So geniessen wir in unseren Campingstühlen das warme Wetter, am Abend kochen wir in der Küche und essen in der Lounge, danach hocken wir vor dem Fernseher, aber ein gutes Programm hier in Neuseeland zu finden ist schwierig. Als wir endlich auf einen eindrücklichen Film über Wale stossen, ärgern wir uns über die viertelstündlich eingestreuten langen Werbephasen, die uns immer wieder aus dem Zusammenhalt reissen. Unwillkürlich denken wir an die bevorstehende NoBillag- Abstimmung zuhause…

Anderntags eine relativ kurze Fahrt nach Geraldine, ein Ort, der im Führer als hübsches Künstlerdorf gelobt wird. Wir benützen zum ersten Mal einen Top Ten- Campingplatz, der, wie die Werbung verspricht, sehr gepflegt und sauber, aber auch etwas teurer ist. Was die Kosten anbelangt, wir bezahlen überall zwischen 36 und 54 Dollar. Wenn man rechnet, dass der Camper pro Tag etwa 170 Fr. kostet, ist diese Art von Ferien recht teuer und im Endeffekt wohl kaum billiger als Auto und Hotel/B&B. Günstiger wird es bei Übernachtungen in der freien Natur, aber dies ist nicht überall möglich und zudem brauchen wir spätestens am dritten Tag eine Powersite wegen des Kühlschranks, auch sind wir nun öfters froh über unsere kleine elektrische Heizung. Das gelobte Künstlerdorf entspricht nicht ganz der Werbung, aber das Inn serviert uns ein ausgezeichnetes Abendessen, für mich natürlich wieder einmal Fisch!

Littelton

Und wieder stimmt die Wetterprognose nicht, aber diesmal ist es schlechter als gemeldet. „Christchurch sonnig“ entpuppt sich als „Christchurch unter dichten Wolken und Regenschauer“. Wir erkunden zuerst die Hafenstadt Lyttelton, die vor 7 Jahren das Epizentrum des starken Erdbebens war. Die kleine Stadt, hübsch in einer Bucht gelegen, ist schwer gezeichnet von dem Beben, überall leere Grundstücke, vor denen Plakatständer mit Fotos stehen: Hier stand die Salvation Army – Brockenstube, da war ein Hotel, dort drüben eine Kirche. Es fällt auf, dass vor allem historische Bauten dem Beben zum Opfer gefallen sind. Es wird Jahre dauern, bis diese Lücken wieder bebaut sind.

Bei strömendem Regen suchen wir zuerst einen Laden, um Brot für die letzten beiden Frühstücke zu kaufen und danach einen Campingplatz. Mir fängt`s langsam an zu verleiden und die bevorstehende Heimreise gewinnt immer mehr an Attraktivität :-)!

Christchurch, Tram

Am Samstag dann wieder Prachtswetter, wir fahren direkt nach dem Morgenessen zum Botanischen Garten. Wie schon diejenigen in Wellington und Dunedin ist auch dieser hier eine Augenweide! Doch zuvor besichtigen wir die Stadt, wir lösen ein Ticket der alten Strassenbahn. Für 25 Dollar können wir an etwa 10 Haltestellen beliebig ein- und aussteigen. Der Radius ist zwar eher klein und das alte Tram sehr gemächlich, aber wir geniessen die ruckelnde, zuckelnde Fahrt durch die Strassen. Wie wir schon gelesen haben, ist die Innenstadt am stärksten durch das Erdbeben getroffen worden, etwa die Hälfte der Gebäude wurde zerstört oder sie sind dermassen beschädigt, dass sie abgesperrt und teilweise mit Stützen gesichert sind. Sehr vieles ist neu und modern aufgebaut, aber das Geld fehlt an allen Ecken und Enden.

Christchurch, Gedenkstätte

So wirkt die Stadt wie ein sehr schlecht unterhaltenes Gebiss mit vielen Zahnlücken und kaputten Zähnen! Vor allem ins Auge sticht die aus dem vorletzten Jahrhundert stammende anglikanische Kathedrale, die so stark beschädigt wurde, dass sie eigentlich abgerissen werden sollte. Unterdessen hat man aber 90 der benötigten 110 Millionen Dollar für den Wiederaufbau gesammelt. Interessant die temporäre Ersatzkirche, die Cardboard Cathedral, zum Teil aus Pappe (Karton) errichtet. Sehr beeindruckend sind die Gedenkstätte für die 185 Opfer, 185 weisse (leere) Stühle, sowie die Ausstellung Quake City (von earthquake) mit Film und Augenzeugenberichten. Zwischendurch gehen wir in den Botanic Garden lustwandeln und können uns von den erschütternden Anblicken erholen.

Gegen Abend fahren wir zum letzten Mal zu einem Campground, mitten in der Stadt. Der aber ist mit „No Vacancy“ markiert, was noch gegen Ende der Reise fast zu einem Konflikt zwischen uns beiden führt, habe ich das doch vorausgesehen und eigentlich am Morgen schon einen Platz reservieren wollen. Dementsprechend hässig reagiere ich auf Ruedis Beschwichtigungen (ja, dann gehen wir ins Industriegebiet… auf irgend einen Parkplatz…).

Chistchurch, Kathedrale

Schliesslich landen wir in einer Seitenstrasse mit kleineren Unternehmen, einigermassen ruhig und gepflegt. Ruedi will auf einen geschützten Parkplatz hinter einer Hecke, ich will das aber nicht, weil ich befürchte, dass wir (wie auf Schildern angedroht), verjagt oder gebüsst werden. So geht das eine Weile hin und her. Schliesslich steigt Ruedi aus und fragt spontan einen Anwohner, ob es möglich sei hier über Nacht zu bleiben. Erst nachdem dieser uns grünes Licht gibt bin ich beruhigt und wir schlafen ruhig und ungestört bis am nächsten Morgen!

Letzter Tag in Neuseeland! Um 12Uhr mittags müssen wir den Camper zurückbringen. Wir fahren wieder auf den Parkplatz im Botanischen Garten, zmörgele zum letzten Mal gemütlich und spazieren dann nochmals durch die Anlage. Auf einer sonnigen Bank setzen wir uns, rufen Ellie an und singen ihr falsch, aber von Herzen, das Happy Birthday-Lied auf Schweizerdeutsch!

Letzter Adrenalinstoss bei der Suche nach dem Anbieter von Freedom Camper, wo wir unser Fahrzeug zurückgeben müssen. Auf einem Kreisel beim Flughafen zeigt Ruedis GPS genau die entgegengesetzte Richtung von meiner inneren „kognitiven Karte“, zweimal fahren wir lautstark diskutierend um den Kreisel, begleitet von Autogehupe, das GPS setzt sich durch, wir fahren Richtung Flughafen, ich zetere, ob er meine den Camper in einem Frachtgebäude abgeben zu müssen. Schliesslich regt sich auch Ruedis gesunder Menschenverstand und er verlässt sich auf meine kognitive Karte, die uns schnurstracks zum Ziel führt!

Chirstchurch, Botanischer Garten

Grosse Räumungsaktion, Koffer einpacken, noch schnell gegenüber im hübschen Gartencenter den letzten Flat White und das letzte leckere Muffin geniessen und dann werden wir zum Flughafen gebracht. Punkt 2.15 pm hebt die Virgin Australia-Maschine ab und ist nach kurzer Zeit über dem Tasmanischen Meer auf dem Wege nach Melbourne.

Eine lange, aber einigermassen erträgliche Heimreise folgt. Auf den engen vierstündigen Flug in der Virgin (mit zwei Toiletten für 172 Passagiere!!) folgt eine angenehme Übernachtung im Best Western Airport Hotel in Melbourne, ein ruhiger, wesentlich angenehmerer 9-stündiger Flug mit Thai Airways (Business Class…), eine vierstündige Pause in der Silk Lounge in Bangkok, wo wir fast aus den Sesseln kippen und schliesslich der 12-stündige Flug nach Milano Malpensa. Da wir keine Lust auf ein Nachtessen um zwei Uhr morgens haben und eh nur noch schlafen wollen, verzichten wir darauf und es gelingt uns einige Stunden zu schlafen. In Milano haben wir direkten Anschluss an den Zug zum Hauptbahnhof. Um 14 Uhr fährt der Intercity in den Basler Bahnhof ein- der Kreis hat sich geschlossen.