Dunedin und Otago Peninsula

Bahnhof Dunedin

Bei strahlendem Wetter treffen wir in Dunedin ein. Die Stadt mit dem schottischen Flair war einst die grösste Stadt Neuseelands, heute liegt sie auf Platz sieben. Bekannt ist sie durch die international renommierte University of Otago, 15% der Einwohner sind Studenten. Wir haben heute vor auf einem Parkplatz zu übernachten, in Otago ist dies an den meisten Orten erlaubt. Kevin hat zwar hier ein nicht so tolles Erlebnis gehabt: Beim Übernachten am Stadtstrand haben Betrunkene sein Auto geschaukelt, worauf wir eigentlich verzichten können. Unser Abstellplatz ist keine Schönheit, neben dem Highway 1, nur durch Büsche getrennt, und hinter einer grossen Bierkneipe, also anfällig für Lärm und Betrunkene. Uns gefällt die Stadt, wir besichtigen zwei Kirchen, den attraktiven Bahnhof im flämischen Renaissancestil und schlendern durch die Strassen. Am Abend mischen wir uns unter die Menschenmenge beim Chinesischen Garten, die das chinesische Neujahr feiert. Zurück bei unserem Stellplatz haben sich zum Glück noch etwa acht weitere Camper eingefunden- sollen sich die Betrunkenen doch eines dieser Fahrzeuge zum Schaukeln aussuchen!

Dunedin Botanischer Garten

Beim Erwachen am nächsten Morgen sind wir ganz überrascht, wie gut wir geschlafen haben! Da die Sonne lacht, begeben wir uns in den Botanic Garden und sind begeistert, er ist wunderschön angelegt und hat vor allem eine Abteilung mit prächtigen grossen Vögeln, unter anderem die australischen Kakadus, die uns zwar in Australien mal ein Nachtessen verschissen haben und einen fürchterlichen Lärm machen, die mir aber trotzdem gut gefallen. Im Café trinken wir einen Flat White und teilen uns das obligate Muffin, das uns in verschiedenen Variationen wie Banane-dunkle Schoggi, Himbeere-weisse Schoggi, Apfel-Crumbles etc und warm mit Butter serviert wird, fast immer ein Genuss! Danach begeben wir uns ins Toitu Otago Settlers Museum, das uns in die Entwicklung Dunedins einführt, vom Leben der Maoris in dieser Region über die Ankunft der ersten „Settler“ bis in die heutige Zeit.

Da sich der Himmel immer mehr aufhellt, fahren wir auf die direkt vor der Stadt beginnende Otago Peninsula hinaus, eine Halbinsel, die ihr eigenes warmes Mikroklima besitzt und durch ihre Schönheit der Landschaft sowie die Artenvielfalt an Tieren besticht. In Portobello, dem Hauptort, suchen wir den einzigen Campingplatz auf, wo ich in weiser Voraussicht einen Platz reserviert habe, und tatsächlich, alle anderen sind ausgebucht.

Am Abend unternehmen wir einen Spaziergang den Hügel hinauf und hören dabei gebannt dem Gesang der verschiedenen Vögel zu. Der kegelförmige Berg dahinter gefällt mir so gut, dass ich Ruedi vorschlage ihn am nächsten Tag gemeinsam zu besteigen.

Berg hinter Portobello
Berg hinter Portobello

Anderntags ist der Himmel bedeckt, wir beschliessen zuerst das an der Spitze der Halbinsel gelegene Royal Albatross Centre zu besuchen. Was uns aber zuerst in die Augen (und vor allem in die Nase!) sticht sind Massen von kreischenden Seemöwen, die den ganzen Boden und die Gebäude der Albatross- Station verschissen haben. Einen fliegenden Albatross sichten wir leider nicht. Zwar könnten wir eine Führung mitmachen, erwarten aber davon nicht allzu viel mehr, denn das Center bietet eine ausgezeichnete Einführung in das Leben der beeindruckenden grossen Vögel, die leider durch eine spezielle Art des kommerziellen Fischfangs vom Aussterben bedroht sind. Am „Pinguinstrand“ entdecken wir tatsächlich ein einziges verschüchtertes Tierchen, das in Windeseile über den Strand watschelt, aber die vielen Chinesen, die immer noch mit gezückten Kameras bereitstehen, müssen wohl noch lange auf das nächste warten. Schliesslich halten wir den Möwengestank nicht mehr aus, zudem lacht nun die Sonne, unser Berg ruft!

So steigen wir kurz darauf durch Wald und Schafmatten und zuletzt über Felsblöcke auf den Gipfel und haben eine umwerfender Aussicht! In einiger Entfernung entdecke ich zwischen den Bäumen das Larnach Castle, das in unserem Handbuch als sehenswert beschrieben wird, also unser nächstes Ziel! Beim Abstieg begegnen wir einer jungen Engländerin, die ihr Sabbatical an der Otago Universität verbringt und die, wie ich, den Berg von weitem sah und ihn “unbedingt“ ersteigen musste :-)!

Larnach Castel, Garten
Larnach Castel

Das Larnach Castle, von 1871 bis (zur gewünschten Perfektion) 1886 von dem Banker und Politiker William Larnach für seine Frau Eliza erbaut, hat trotz seiner Erhabenheit dem Besitzer und seiner Frau kein Glück gebracht. Eliza ist relativ früh gestorben, seine zweite und dritte Frau ebenfalls. Wie ich am nächsten Tag bei der Besichtigung des alten Friedhofs in Dunedin auf einem Schild bei einem pompösen Grabmal, das grösste weit und breit, lesen kann (Larnach hat es für Eliza erstellen lassen), ist Larnach verarmt und hat sich im Parlamentsgebäude das Leben genommen, einige Zeit später hat sich auch sein Sohn umgebracht. Die überlebenden Familienmitglieder haben sich danach im Streit um das übriggebliebene Erbe entzweit… Das Schloss wurde bald einmal von der jetzigen Besitzerfamilie gekauft, restauriert und die verwilderte Umgebung in ein Bijou verwandelt. Uns gefallen vor allem die verschieden angelegten Themengärten, welche uns zum „Lustwandeln“ anregen.

Sandfly Bayy

Danach fahren wir in die nahegelegene Sandfly Bay hinunter, wo wir die Nacht an einem Plätzchen zu verbringen gedenken. Hier sollen viele Seelöwen und Yellow Eyed Penguins zuhause sein. Die Bucht ist auf einem steilen, sandigen Abstieg zu erreichen, ringsherum breitet sich eine beeindruckende Dünenlandschaft aus. Ein paar Seelöwen liegen faul herum, die Pinguine sind erst ab Einbruch der Nacht zu erwarten, was heute zu spät ist für uns.

Apropos Sandflies: Die winzigen Störefriede haben uns schon an der West Coast geplagt, unsere Füsse waren mit roten stark juckenden Pusteln übersät, die auch nach mehreren Tagen nicht bessern wollten. Der Name Sandfly Bay irritiert uns deshalb etwas, aber genau hier taucht keine einzige auf!

Am Morgen weckt uns der auf`s Dach trommelnde Regen, wir verlassen die Peninsula und nisten uns im Café des Museums in Dunedin ein; Ruedi hat viel Arbeit vor sich mit dem Schneiden der Videoaufnahmen.

Die Nacht verbringen wir wieder auf einem Parkplatz, diesmal beim Botanischen Garten. Wir sind die einzigen, die hier übernachten, aber bis spät nachts parkieren immer wieder Autos neben uns, Leute unterhalten sich, einige rufen immer wieder laut. Ruedi schläft neben mir den Schlaf des Gerechten, ich aber lausche auf alle Geräusche, die von draussen hereinkommen und werde immer nervöser; die Kevin-Schaukelgeschichte scheint nachzuwirken. Schliesslich kann ich doch einschlafen. Und wieder passiert nichts!