Tasmanien

Tasmanien14Am Montag, den 9.02, starten wir im regnerischen Sydney und landen bei schönstem Sonnenschein in Hobart, das haben wir überhaupt nicht erwartet. Wir verfolgen schon seit längerer Zeit mit Sorge das Wetter auf der Insel, es ist immer kühler als anderswo und wir haben uns schon gefragt, ob wir überhaupt genug warme Kleider dabei haben. Aber diese Woche scheint uns der Wettergott günstig gesinnt zu sein und wir geniessen es doppelt!Für wenig Geld haben wir am Flughafen einen kleinen Toyota gemietet und müssen uns nach dem grosszügigen Ausblick aus dem hohen Camper zuerst daran gewöhnen, viel tiefer zu sitzen (Ruedi: Ich seh ja nichts…hocke ja auf dem Boden!) für die ersten Nächte haben wir ein B&B in der Nähe von Port Arthur im Südosten der Insel gebucht. Tasmanien02Den Tipp dazu haben uns Ruth und Peter aus Oberwil gegeben, die wir in Perth kurz kennengelernt haben und mit denen wir seither per SMS in Kontakt sind. Beth und Gary, die Gastgeber im Storm Bay B&B, sind ihre Freunde und Ruth lobte das Guesthouse in höchsten Tönen. Auf der Hinfahrt fällt uns die veränderte Landschaft auf, statt weiter, trockener Ebenen wie auf dem Festland Hügel, Berge, grüne Täler und wunderschöne Buchten. Allmählich nähern wir uns den Klippen auf der Tasman Peninsula und treffen dann an unserem Ziel ein. Ruth hat nicht übertrieben; die Aussicht ist fantastisch, das Haus modern und gepflegt und die Gastgeber liebenswürdig! Ganz überrascht sind wir, dass zu unseren Ehren die Schweizer Fahne flattert (die sie natürlich nicht wegen uns, sondern wegen ihren Schweizer Freunden gekauft haben)! Wir treffen auf sehr nette weitere Gäste, ein Ehepaar aus Wien und ein anderes aus Wimbledon. Beim Frühstück, wo uns Beth mit ihren Köstlichkeiten verwöhnt, entwickeln sich schnell interessante Gespräche.

Tasmanien05Am nächsten Tag fahren wir ins nur 10 km entfernte Port Arthur, eine der bekanntesten historischen Stätten Australiens. Sie wurde 1830 als Strafkolonie für die Strafdeportierten aus Europa gebaut und beherbergte bis 1200 Sträflinge sowie 1000 Soldaten und Beamte. Die Sträflinge leisteten harte Arbeit als Steinmetze, stellten Kleidung und Möbel her und bauten Boote und Schiffe. Wenn sie sich bewährten, konnten sie Port Arthur als freie Männer und mit einer Berufsausbildung verlassen, vielen aber wurde durch die Schinderei und die strenge Zucht gebrochen. 1877 wurde das Lager geschlossen, viele Häuser wurden abgebaut und verkauft oder fielen Buschbränden zum Opfer. Einige Stunden schlendern wir durch die interessante Anlage, die auch eine Bootstour durch die Bucht beinhaltet. Wie schon in vielen solcher historischen Stätten Australiens fällt uns auch hier auf, wie detailgetreu und fantasievoll die Ausstellung gestaltet ist! Australien hat nur eine kurze Vergangenheit zu präsentieren, aber sie wird wenigstens gut präsentiert!

Tasmanien07Am folgenden Tag, das Wetter ist fantastisch, nehmen wir die fünfstündige Wanderung auf das Cape Raoul in Angriff und können uns am Ziel über einen Ausblick von dem 300 m hohen Felsen auf die benachbarten bis zu 400 m hohen Klippen erfreuen, tief unter uns räkelt sich eine Seelöwenkolonie auf den Felsen, einige vergnügen sich im Wasser, ihr Gebrüll ist bis zu uns hinauf zu hören. Neben uns schwingt sich ein Seeadler in die Luft. Auf dem Rückweg beobachten wir drei riesige Kakadus und zwischen den Bäumen hoppeln zwei tasmanische Wallabies vorbei, kaum ein Mensch begegnet uns während der ganzen Wanderung.
Tasmanien08Tasmanien10Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Norden. In Taranna besuchen wir den Tasmanian Devil Conservation Park, der dem Tasmanischen Teufel gewidmet ist, einem seltsamen schwarzen Tier mit Ohren, die den Hörnern des Teufels gleichen und das vom Aussterben bedroht ist. Auch weitere Tiere können wir beobachten, der Fütterung von Wallabies und Känguruhs zuschauen und zuletzt amüsieren wir uns bei einer witzigen Show einiger sehr intelligenten Papageien!

Tasmanien01Unser Ziel ist der Freycinet National Park, ein Juwel unter den tasmanischen Naturschutzgebieten. Wir haben gottlob am ersten Tag in Tasmanien von anderen Gästen erfahren, dass sehr viele Unterkünfte ausgebucht sind und so haben wir die restlichen Übernachtungen vorreserviert. In der Freycinet Lodge wäre nur noch eine Villa zu 300 Franken pro Nacht erhältlich gewesen. Das war uns dann doch ein bisschen zu viel und so haben wir in Bicheno, ca. 30 km nördlich des Parks, ein B&B gebucht und das für 120 Franken mit Frühstück und Whirlpool! Da genau an diesem Abend der Himmel bewölkt und die Temperatur relativ niedrig ist, geniessen wir nach dem feinen Nachtessen in einem hübschen Restaurant ein heisses Sprudelbad, bis wir fast am Zerfliessen sind!
Tasmanien12Am nächsten Morgen ist der Himmel immer noch bewölkt, während wir in den Nationalpark fahren. Während der Wanderung lösen sich die Wolken auf und wir können doch die wunderschöne Natur des Freycinet, rote Felsen, blaugrüne Buchten, bewundern. Wieder sind wir fünf Stunden unterwegs, aber dieses Mal mit sehr vielen anderen Touristen!

In Ross, einem erstaunlich ursprünglich erhaltenem Dorf mit viel alter Bausubstanz, übernachten wir in einem Colonial B&B mit hübschen altmodischen Zimmern. Wir hören, dass im Nebenzimmer ein anderes Schweizer Paar untergebracht ist und treffen sie zufälligerweise im Garten des Pubs. Elisabeth und Koni aus Fehraltdorf sind „nur“ vier Wochen unterwegs, da zuhause Grosselternpflichten warten, etwas, was uns vielleicht auch bald einmal blüht :-)! Eine interessante Unterhaltung beginnt, die wir am nächsten Morgen beim gemeinsamen Frühstück fortsetzen.

Tasmanien03Der letze Tag in Tasmanien ist der Hauptstadt Hobart gewidmet. Unterkunft haben wir nur noch im 30 km südlich gelegenen Huonville gefunden, dafür aber eine speziell aparte. Das Huonville Guesthouse ist ein wunderschönes viktorianisches Herrenhaus, umgeben von einem herrlichen Garten, unser Zimmer dementsprechend gross und elegant. Wir kommen uns vor wie Lord und Lady!
Den ganzen nächsten Tag verbringen wir in Hobart, besuchen die Kunstgallerie und Museen, spazieren am Hafen und durch die Stadt und gehen zum Abschluss nochmals eine Seaplatter essen wie an meinem Geburtstag in Port Lincoln; doch dieses Mal ist es Ruedis Geburtstag!
Tasmanien13Schon um 18 Uhr sind wir im Airport Holiday Park in einem Häuschen, unpersönlich und ungemütlich wie der ganze Park, die Airport Hotels waren alle ausgebucht. Was für ein Unterschied zu unserer gestrigen Unterkunft, aber was soll`s, wir müssen eh um vier Uhr morgens aufstehen, da unser Flug nach Hongkong bereits um sechs Uhr abhebt.

Auf unserem Flug überqueren wir noch einmal den ganzen Kontinent. Ich kann unter uns Bendigo erkennen, dann erscheint der gewundene Lauf des Murray Rivers, später ist nur noch eine braun-gelbe, dann rote Fläche zu erkennen, das Outback. Australien ist für uns nicht mehr einfach ein riesiges Land, sondern ist voller Erinnerungen, unzähligen Bildern, Erlebnissen und Begegnungen mit vielen Menschen, von denen einige unsere Freunde geworden sind.