Nach dem eher ländlichen Leben im Swan Valley wagen wir uns nun in die erste Grossstadt unserer Reise, Perth, mit 1.4 Millionen Einwohnern drittgrösste Stadt Australiens. Ich habe eine spezielle Beziehung zu Perth; vor 6 Jahren war ich mit Bettina hier und mir gefiel die Stadt unheimlich gut. Mich erstaunt, wie die Stadt in den wenigen Jahren gewachsen ist, was vor allem am riesigen Verkehrsaufkommen zu sehen ist. Damals wohnten wir mitten in der City in einem Hotel, nun, mit unserem fahrenden Heim, sind wir weit draussen in der Nähe des Flugplatzes, aber direkt am Swan River. Der Campingplatz haut uns nicht aus den Socken, aber er ist der nächstgelegene zur Stadt. Kaum dämmert es, fängt es überall um uns herum in allen Farben an zu blinken und leuchten. Lichterketten um den Swimming Pool, Bäumchen, Sterne…die Aussies stimmen sich schon im November auf Weihnachten ein. Für uns umso schräger, weil das Wetter einfach nicht dazu passen will!
Kühlschrank 6. Episode: Unsere erste Tat am nächsten Morgen ist wieder einmal unserem Sorgenkind gewidmet! Wir suchen das Servicecenter von Apollo, wo laut ihrem SMS ein neues Gerät auf uns warten soll. Als der Handwerker aber nur die Blende auswechseln will, wird Ruedi etwas laut und zehn Minuten später fahren wir mit einem nigelnagelneuen Kühlschrank zurück – Damit sollte die Geschichte nun hoffentlich ihren Abschluss gefunden haben!
Gleich danach fahren wir mit dem Bus in die City und mieten für 3 Tage Fahrräder. Perth liegt an der Mündung des Swan, der hier so breit wie ein See ist, umgeben von weitläufigen Grünanlagen und, für uns perfekt, Velowegen in alle Richtungen. Sonst ist Australien nicht gerade eine Velonation. „Biker“ sind hier Motorradfahrer, in ganz Perth gibt es nur zwei Velovermieter. Und doch gibt es die sportlichen, die, als wir uns gegen den Campground zurückbewegen, von der Arbeit kommend an uns vorbeiflitzen.
Den ganzen nächsten Tag sind wir per Rad unterwegs, bewundern die Wetlands am Swan River, die prunkvollen Häuser und Appartements der Wohlhabenden, erkunden den King`s Park und sind eine Minute vor dem ersten Regenguss bei unserem Camper zurück. Das Wetter hat sich verändert, keine Hitzeattacken mehr, sondern wir haben einige (sau)kalte Nächte hinter uns, in denen wir alle Badetücher über die Decke legen und dennoch bibberen. Ruedis Erfindergeist ist geweckt. Mitten in einer der „Eisnächte“ stürzt er sich plötzlich aus den Federn und fängt in der Ablage unter dem Bett an zu rumoren. Nach kurzer Zeit und einigen unverständlichen Sätzen legt er sich wieder hin. Auf meine Frage am nächsten Morgen meint er zerknirscht, er habe, schlafbenommen, den Ventilator (kein Witz, den VENTILATOR!) zum Wärmen aufstellen wollen. Bei uns gibt`s solche Modelle, aber die hier sind halt wirklich nur zum Kühlen da! Übernächste Nacht: “Der Toaster! Hat 800W! Muss doch funktionieren!“ Würde sicher wärmen, erzeugt aber einen unangenehm in den Augen beissenden Rauch, und zudem, wer geht denn alle zwei Minuten das Fälleli hinunterdrücken… Es sei denn, mit einer Vorrichtung ähnlich der Handgasstange, was ich ihm ohne Weiteres zutrauen würde :-)! Gottlob bewegen wir uns hier im Süden, wo noch Frühling ist, langsam dem Sommer entgegen und das Problem ist bald nichtig.
Am Mittwoch suchen wir hektisch nach etwas Elegantem, ein fast hoffnungsloses Unterfangen bei unserer Campergarderobe! Wir werden aber fündig, doch sind die edlen Stücke total zerknittert. In der Reception erhalten wir ein Bügeleisen. Eine Stunde später verlassen wir einigermassen gepflegt den Platz und fahren mit dem Bus in die Stadt. Andy, Bettina und Kevin haben uns nämlich beim Abschied in Basel einen Gutschein für das absolute In-Restaurant Perths, das Amusé, geschenkt und den wollen wir stilgerecht „verfressen“. Überhaupt einen Tisch zu bekommen verursachte schon Nervenflattern. Auf der Online- Reservationsliste waren nur noch ein Datum Ende November und dann erst wieder einige im Dezember und Januar verfügbar. Ein emotionaler Anruf meinerseits rettet uns doch noch einen Tisch und wir geniessen das 9-gängige Dinner bis auf den letzten Bissen. Was für ein Unterschied zu unserer einfachen Camperküche! Meine zuerst gehegte Hoffnung, der Gutschein reiche vielleicht zweimal, stellt sich allerdings schnell als äusserst naiv heraus!
Fremantle
Während Perth aus allen Nähten zu platzen scheint und sich immer mehr ausdehnt, hat die Hafenstadt Fremantle ihren Charme bewahren können. Mitgeholfen hat sicher, dass die Stadt 1987 Austragungsort des America`s Cup war (nachdem Australien als erste Nation nach den Amerikanern den Cup gewonnen hatte) und dafür aufwändig restauriert worden war. Prächtige Bauten aus dem 19. Jahrhundert prägen die Stadt, an allen Ecken Strassenkünstler, ein bunter Markt, viele attraktive Läden und Cafés. Im Fishing Boat Harbour stehen mehrere Fischrestaurants nebeneinander; besonders attraktiv und bis auf 
den letzten Platz gefüllt die Brauerei Little Creatures, die ihre zahlreichen Biersorten direkt vor Ort anbietet und die wir selbverständlich auch testen müssen!
Nach zwei Tagen fahren wir mit dem Expressschiff auf Rottnest Island hinüber. Die Insel hat ihren Namen 1696 von den holländischen Entdeckern erhalten, die die Quokkas (Baumkänguruhs), die dort in grosser Anzahl leben, irrtümlicherweise für riesige Ratten hielten. Sie ist ein Tauch- und Schnorchelparadies und, abgesehen vom Bayseekers Bus autofrei, dafür sind die meisten mit dem Fahrrad unterwegs, ganz nach unserem Gusto!
Da der Wind immer noch stark bläst, baden und picknicken wir in einer kleinen, geschützten Bucht im Nordwesten der Insel. Unterwegs beobachten wir Schlangen und Quokkas, die Schlangen aus sicherer Distanz. Praktisch alle sind nämlich giftig in Australien, einige sogar tödlich. Die Farbe des Meeres wechselt von Bucht zu Bucht, von grün bis türkis, von hellblau bis tintenblau, es ist eine wahre Pracht. In einer der Buchten liegen drei Wracks, eines schaut mit dem Oberbau sogar aus dem Wasser!
Die Rückfahrt nach Fremantle ist recht stürmisch; die Japanerin neben uns klammert sich mit beiden Händen am Tisch fest und stösst bei den grössten Brechern kleine Klagelaute aus…
Video: Perth Velofahren in und um Perth und Rottnest Island (2:50 Min.)