Turquoise Coast

Turquoise CoastKurz nach Geraldton sind ein Museum und eine historische Siedlung ausgeschildert. Wir haben so viel Zeit, dass wir beschliessen, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, die zwar nicht so weit zurückliegt wie normalerweise in Europa, uns aber trotzdem interessiert.
Das Pioneer Museum ist ein gepflegtes Haus mit wunderschönem Garten, das im Jahre 1860 erbaut wurde und bis 1932 von den Maleys bewohnt war. Es ist voller Gegenstände und Fotos, die an die Familiengeschichte erinnern.

Pioneer MuseumDas Haus gehörte zum Dorf Greenough, das sich in der Ebene neben dem Greenough River befand und der Besitzer, John Maley, war bekannt als „King of the flats (Ebene)“. Leider wurde diese Ebene häufig vom Fluss überflutet, z.T. Bis 5m hoch, und die Menschen zogen in höhere Lagen. Das Dorf hörte auf zu existieren.
Mehrere Gebäude des Hauptortes Central Greenough wurden vor einigen Jahren restauriert und sind nun zu besichtigen, eine Art Mini-Ballenberg. Wir tun dies ziemlich ausgiebig und fangen gleich mal mit Kaffee und Kuchen im hübschen Visitor Centre an. In einiger Entfernung liegt ein Tier auf der Wiese."Känguruh" „Das muss ein Känguruh sein, sieht zwar etwas seltsam aus.“- „Das, ein Känguruh“,widerspricht Ruedi, „das ist doch ein Lama!“ „Was, wir sind doch nicht in den Anden, das muss ein Känguruh sein!“ Aber ich bin auch unsicher. Nach dem Käfeli pirschen wir uns näher an das Tier heran und…Ruedi hat natürlich Recht; eine Alpacca- undLamakolonie ist hier zu Hause. „Das schreibst du jetzt aber auch in deinen Bericht“, frohlockt Ruedi, „sonst krieg immer ich eins ab!“
GreenoughWir sind sehr berührt von der Besichtigung der Schule (mit Test zum Ausfüllen, z.B. Past Tense und Participle von Irregular Verbs, hätten meine Schüler auch geschafft :-)) den beiden Kirchen, dem Gefängnis und mehreren Wohnhäusern. In der St. Catherine`s Hall, wo früher viele gemeinsame Anlässe durchgeführt worden sind, sind Fotowände aufgebaut und Filme zu sehen. Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch das damalige soziale Leben, den Zusammenhalt der Menschen, die hier lebten, etwas, das unwiederbringlich verloren ist… Heute hockt man vor dem Computer oder die Familie starrt wortlos in die Kiste. Wir haben in der Zeitung Werbung für Immobilien gesehen. Praktisch jedes Haus hat in seinem Grundriss neben dem Wohnzimmer einen „Show Room“ mit riesigem Bildschirm und Bestuhlung (wie ein kleines Kino) vorgesehen!

Dongara/Port Denison ist unsere nächste Station. Für 35 Dollar kriegen wir einen Stehplatz mit Häuschen, in dem sich Dusche, Toilette, Waschraum und Waschmaschine befinden, alles nur für uns, was für ein Luxus! Zudem haben wir ein Rasenstück mit Tisch und Stühlen zur Verfügung, was für eine Wohltat für die von den Campinstühlen malträtierten Rücken! Wir bleiben drei Tage!
Vor allem wandern wir, stundenlang, in den beiden Ortsteilen, dem Fluss und den Stränden entlang und schauen uns auch wieder Zeugen der Vergangenheit an. Die nette Dame im Tourist Centre, eine Deutsche, empfiehlt uns zwei Konzerte. Ich habe schon lange Lust, mal was am Abend zu unternehmen und so besuchen wir beide. Im Town Hotel singt am Samstag Abend ein Sänger aus Perth, ziemlich verloren steht er da, drei Nasen (= sechs Ohren) hören zu und er freut sich sehr, dass wir dazustossen. Und er singt verflixt gut, schöne alte Rock Songs und Country Music, wir wagen sogar einige Tänzchen.
TurquoiseCoast2Am Sonntag dann, im historischen Priory Hotel, ist mehr los, die Musik zwar nicht mehr so fetzig, aber dafür schmeckt das Bier und die Pizza, und plötzlich erscheint die sympathische Frau aus dem Tourist Office mit ihrem Mann und es ergibt sich ein interessantes Gespräch. Michael ist schon seit 30 Jahren in Australien, lebt aber immer wieder auch in Deutschland. Irgendwie taucht das Wort Tennis auf und, schwupps, sind Ruedi und Michael für den nächsten Morgen um 7 Uhr zu einem Match verabredet. Am Morgen früh bläst der Wind halt noch moderat. Und so spielt Deutschland gegen die Schweiz in Australien und die Schweiz gewinnt 2:1! Ist das nicht ein gutes Omen für unseren Roger am Australian Open, wo wir auch dabei sein werden!

TurquoiseCoast6Bei der Pink Lagoon hat uns ein australisches Ehepaar Sandy Cape empfohlen und darauf steuern wir nun zu. Es ist das genaue Gegenteil von unserer komfortablen Port Denison- Unterkunft, zu erreichen über eine 7km lange Naturstrasse. Ein idyllischer Ort mitten in den Dünen, ohne Power und Duschen, dafür ein herrlicher Strand; wäscht man sich halt im Meer!
Ich bin total begeistert von den Dünen, leuchtend weiss wie Schneeberge, aber auch mit niedrigen blühenden Büschen und Gräsern bewachsen, häufig in mehreren Reihen nebeneinander, und das hunderte Kilometer lang, dahinter das türkisfarbene Meer.
Um 6 Uhr Tagwache, Ruedi geht joggen. Um 7 Uhr Frühstück, um 8 Uhr Schwimmen und Schnorcheln im glasklaren Wasser. Darum wird mich Katrin am meisten beneiden, denke ich. Nur mit dem Unterschied, dass sie noch vor dem Frühstück ins Meer gehüpft wäre!

Dann die Rückfahrt auf der roten Naturstrasse, diesmal fährt Ruedi. Er will mir zeigen, wie man die Wellblechpiste (corrugations) fährt ohne total durchgeschüttelt zu werden. „Einfach mit 80km/h, dann fliegst du über die Gräben!“, und brettert los. Stimmt; ich aber klammere mich am Griff fest und schicke stumme Gebete gen Himmel…