Port Hedland und die Pilbara Region

Pilbara4Je mehr wir uns der Hafenstadt Port Hedland nähern, umso intensiver wird der Verkehr auf der Strasse, und zwar sind es vor allem Road Trains, die dominieren. Links und rechts sind Eisenerzminen zu sehen, das Rohmaterial wird per Bahn in riesigen Zügen mit mehreren Loks (im Schnitt 4 Loks mit 300 Wagen, Gesamtlänge 3-4km) oder aus Minen ohne Bahnanschluss eben mit Roadtrains zum Hafen verfrachtet und dort direkt auf Schiffe verladen, Destination hauptsächlich China, Kora oder Japan. Die ganze Stadt wirkt wie von einem roten Schleier überzogen.
Ruedi nützt das freie Internet im Visitor Center aus und lädt (eeewig lange…) einen Podcast von Giacobbo / Müller runter und freut sich schon auf`s Gucken. Da schon um 19 Uhr finstere Nacht herrscht, ist auch nicht mehr viel Schlaueres zu tun. Zudem sind wir ab Sonnenuntergang meistens so schläfrig, dass wir uns eh in`s Bett verkriechen. Dafür stehen wir am Morgen mit den Hühnern auf, d.h. zwischen 5 und 6 Uhr. Pilbara2An diesem Morgen sind wir am Eighty Miles Beach, einem weissen Traumstrand mit wunderschönen Muscheln, um 5 Uhr joggen gegangen und haben um 6 Uhr zmörgelet!
Um 19.30 liegen wir beide mit dem Handy im Bett und sind bereit für Viktor und Mike. Nachdem Ruedi das Handy zum dritten Mal aus der Hand gefallen ist, übernehme ich es. Keine zwei Minuten später ertönt seliges Schnarchen neben mir…

Pilbara5Am nächsten Morgen sind wir wieder in Gesellschaft von hunderten Road Trains unterwegs. Meine Befürchtung, sie dauernd überholen zu müssen, ist unbegründet. Die Kerle überholen uns!! Mit flauem Gefühl im Magen beobachte ich im Rückspiegel, wie sie sich unerbittlich nähern, manchmal gebe ich Gas und entfliehe, meistens gebe ich klein bei oder fahre auf einen Parkplatz hinaus und dann donnern sie an uns vorbei. Die Pilbara Region, in der wir uns befinden, ist geologisch gesehen eine der ältesten Landschaften der Erde und deshalb reich an Eisenerz. Die zahllosen Minen bieten die höchsten Einkommen von ganz Australien. Während der durchschnittliche Wochenlohn 600-800 Dollar beträgt, können die Miners locker auf 3000 Dollar kommen, dies aber bei sehr harter Arbeit unter schwierigen Bedingungen (Temperaturen im Sommer bis 50 Grad). Ein Road Train Fahrer, mit dem wir uns auf einem Parkplatz unterhalten, berichtet uns, dass seine heutige Fahrt hin und zurück rund 700 km lang ist und sein Truck dafür rund 700l Diesel braucht…

Pilbara3Ruedis Innovationstrieb ist ungebrochen. Ihm fehlt der Tempomat beim Fahren („Da schläft mir ja der Fuss ein…“). Also bremst er plötzlich und holt sich die Verlängerungsstange des Sonnenschirms. Auf meine spöttischen Einwände bemerkt er: „Solche Sachen braucht es. Sonst würden wir immer noch in Höhlen wohnen. Da hat auch mal einer gesagt, jetzt reicht`s mir, dass es mir immer auf den Grind tropft!“ Also konstruiert er eine Handgasvorrichtung mit der Stange und kann seinen Fuss unbelastet bewegen. Da seine Hand nach 10 Minuten völlig verkrampft ist, verschwindet die Stange kommentarlos wieder im Kofferraum…

Im Karijini Nationalpark
Karijini
Mitten im Pilbara befindet sich ein weiterer Natioalpark mit beeindruckenden Schluchten und Wasserfällen. Wir übernachten auf einem einfachen Campground, ohne Wasser und Stromanschluss, dafür können wir wieder einmal den Sternenhimmel ungehindert geniessen.

KarijiniFrüh um halb sieben Uhr machen wir die Dales Gorge Wanderung, zuerst oben mit Blick hinunter, den Rückweg danach unten in der Schlucht, vorbei an Wasserfällen und kleinen Seen. Es ist einfach nur schön; wir sind begeistert! Am Schluss winkt ein kühlendes Bad im Circular Pool. Fast drei Stunden lang begegnet uns kein Mensch.

Tom Price
Pilbara8Tom Price ist der Name des Ortes, in dem wir übernachten. Er wurde in den 60er Jahren aus dem Boden gestampft im Zusammenhang mit der Eröffnung der riesigen Mine in der Nähe und ist eigentlich ganz hübsch und grosszügig angelegt mit vielen Grünflächen. Wir beschliessen eine Führung in der Mine mitzumachen. Sie gehört zum Grosskonzern Rio Tinto, der natürlich genügend finanzielle Mittel besitzt um die Minen hier mit grossem Aufwand zu betreiben. Alles wirkt riesig und überdimensioniert, die Maschinen und Laster sind wahre Ungetüme. Pilbara7Wir fahren mit einem Bus eine Anhöhe hinauf und schauen in ein riesiges Loch hinab. Vor einiger Zeit stand hier ein Berg, der total abgetragen worden ist . Erstaunlich ist, dass fast das ganze Aushubmaterial verwendet werden kann, gut 70% sind reines Erz!
Aber trotz des guten Einkommens und der vielen Vergünstigungen für die Miner und ihre Familien: Hier zu leben könnte ich mir nie vorstellen!

Video: Karijini National Park, Wanderung im Dale Gorge (2:12 Min.)
Video: Eisenerz Abbau in Westaustralien (1:40 Min.)